Zwischenbilanz – in Baden-Württemberg trauen sich viele gleichgeschlechtliche Paare
Am 30. Juni 2017 hatte der deutsche Bundestag die „Ehe für alle“ beschlossen. Seit dem 1. Oktober 2017 können Lesben und Schwule in Deutschland heiraten. Der Gesetzgeber sendete mit dem Beschluss auch ein wichtiges Signal in die Gesellschaft hinein. „Wer mit homosexuellen Paaren spricht, der spürt diese Entfesselung geradezu. Homosexuelle Paare können den Bund fürs Leben schließen und sind damit endlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, meint Dr. Anemone Bippes.
Ehe und Familie, so Dr. Anemone Bippes, seien von der Ehe für alle nicht tangiert, wie viele befürchten. „Familie ist dort, wo Kinder sind. Hier, bei den Kindern, muss staatliche Familienförderung ansetzen. Ein Blick in die Statistik: Ehepaare (m/w) haben nicht zwangsläufig Kinder. Die Anzahl der Ehepaare ohne Kinder in Deutschland betrug im Jahr 2016 laut Statistisches Bundesamt 9,71 Millionen“, so Dr. Anemone Bippes.
Von der Ehe für alle wird in Baden-Württemberg rege Gebrauch gemacht
Der Staat muss die Kinder fördern. Und dabei darf es keine Rolle spielen, wo ein Kind aufwächst. Es gibt zahlreiche seriöse wissenschaftliche Studien zu diesem Themenkomplex. Sie alle kommen zum immer gleichen Ergebnis: Homosexuelle Paare sind keine schlechteren Eltern. Das Kindeswohl ist bei ihnen ebenso gewahrt wie in anderen Familien. Auch gibt es keine nennenswerten Unterschiede bei der Entwicklung von Kindern von homo- oder heterosexuellen Paaren.
Die Ehe für alle ist nicht nur richtig – sie kommt auch gut an. Die Forschungsgruppe Wahlen hat in Bayern eine repräsentative Umfrage durchgeführt. Ergebnis: Nur 20 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass „zu viel“ für die Gleichstellung homosexueller Paare getan wird. 51 Prozent finden den Status quo „gerade richtig“, und 22 Prozent äußern sogar, es wird „zu wenig“ für die Gleichstellung getan. Die Befragung fand vom 16. bis 26. Oktober 2017 in ganz Bayern statt – also nach Inkrafttreten der Ehe für alle.
Die Ehe für alle ist politische Realität – und dennoch ist sie noch nicht überall angekommen
In Baden-Württemberg wird von der Ehe für alle rege Gebrauch gemacht, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bei Standesämtern im Land ergab. Seit der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare im Oktober 2017 haben allein in Stuttgart bis Ende 2017 135 Paare ihre „eingetragene Lebenspartnerschaft“ in eine Ehe umgewandelt. 33 Paare gingen eine neue Ehe ein. In Mannheim entschieden sich seit Inkrafttreten bis Ende Februar 2018 119 Paare für eine Umwandlung, 16 Paare schlossen neu die Ehe. Verheiratete Homosexuelle haben nun dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle Eheleute, etwa das Recht zur Adoption von Kindern. Die Ehe für alle ist politische Realität. Und dennoch ist sie noch nicht überall angekommen. „Ich finde, dass die Ehe grundsätzliche auch den kirchlichen Segen verdient hat. Die evangelische Kirche wäre gut beraten, eine einheitliche Regelung zu finden, die eine Gleichberechtigung zwischen homo- und heterosexuellen Paaren herstellt. Auch die katholische Kirche sollte sich gesellschaftlichen Realitäten stellen. Hier haben Bischof Franz Josef Bode und Kardinal Marx vorgeschlagen, dass man über die Segnung homosexueller Paare nachdenken sollte. Die katholische Kirche sollte sich dieser Herausforderung stellen und darf sich dabei nicht im Katechismus verlieren. Sie sollte sich fragen, was dem Kindeswohl entspricht. Und sie sollte sich die Frage stellen, ob die Liebe zwischen zwei Menschen, die Verantwortung füreinander tragen, kirchlichen Segen verdient. Ich meine schon“, meint Dr. Anemone Bippes.