Dr. Anemone Bippes: Verkehrspolitik ohne Scheuklappen

MIT-Verkehrskonzept mit Weitsicht für Baden-Baden

*** Mit ihrem Verkehrskonzept will die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung Baden-Baden attraktiv und zukunftsfest machen *** Interessen der Anwohner, Autofahrer, Fahrradfahrer, Besucher, Fußgänger und Einzelhändler im Blick ***

BADEN-BADEN. Mit der Studie „Vitale Innenstädte“ hat das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln zum dritten Mal untersucht, wie Besucher deutsche Stadtzentren bewerten. Die Ergebnisse helfen, um Handelsstandorte erfolgreich in die Zukunft zu führen.

Für Baden-Baden sind daraus ableitend Erlebnisse auf einem hohen Niveau wichtige Stellschrauben für zufriedene Besucher.
„Wir müssen Antworten auf die Frage finden, warum die Menschen unsere Innenstädte besuchen sollen. Wir brauchen für Baden-Baden eine Gesamtstrategie, die die Interessen aller Betroffenen – der Anwohner, Autofahrer, Fahrradfahrer, Fußgänger, Besucher und Einzelhändler – berücksichtigt. Wir müssen unsere Innenstadt zukunftsfest machen. Vor allem der Online-Handel führt zunehmend dazu, dass die Menschen nicht mehr in die Stadt fahren müssen, um etwa eine Kamera, Schuhe oder Bücher zu kaufen. Es muss also ein besonderes Erlebnis sein, in einer Stadt wie Baden-Baden einkaufen zu gehen. Allein über den Preis können unsere Händler nicht bestehen. Die Mittelstandsvereinigung fordert mit Nachdruck ein Verkehrskonzept, das Baden-Baden bislang vermissen lässt“, so Dr. Anemone Bippes, Vorsitzende der Mittelstandvereinigung Baden-Baden / Rastatt und Rolf Buttkus, Bezirksvorsitzender der MIT Nordbaden und MIT-Bundesvorstandsmitglied.

Die IFH Studie zeigt auf, dass Städte, die bei den Einzelfaktoren Ambiente und Einzelhandelsangebot nicht punkten können, deutlich an Gesamtattraktivität verlieren. So sind es vor allem Events und Attraktionen, die den Innenstädten helfen. „Städte wie Baden-Baden, die ein großartiges Ambiente, Popularität und ein herausragendes Angebot bieten, können zu den Gewinnern zählen. Die Konkurrenz schläft nicht. So lockt das Roppenheim Outlet mit einem kostenlosen Shuttle-Service und Gratisparkplätzen Besucher aus der Großregion. Hier müssen auch die Städte Strategien entwickeln“, so Dr. Anemone Bippes.

Mit ihrem Verkehrskonzept will die MIT auch offensichtlich in Vergessenheit geratene Projekte aufgreifen, die heute aktueller sind denn je.

Im Kern geht es um vier Projekte, die dazu führen, dass die Innenstadt von Baden-Baden vom Autoverkehr entlastet und zugleich ein Anreiz geschaffen wird, das Transportmittel Auto gegen öffentliche Verkehrsmittel zu tauschen. Zentrale Stau-Schwerpunkte sollen entschärft werden. „Wir müssen in Zukunft auch aufgrund des Zuzugs mit einem steigenden Verkehrsaufkommen rechnen“, so Dr. Anemone Bippes und Rolf Buttkus.

  1. P&R Parkplätze gut anbinden und ausbauen

Für das P&R Parkhaus Cineplex wurde aktuell eine gute Lösung gefunden. Das Parkticket gilt als Busticket, mit dem bis zu 5 Personen in die Innenstadt fahren können. Das interessante Angebot muss jedoch deutlich beschildert und beworben werden, damit es nach und nach immer besser angenommen wird. Ziel sollte sein, dass langfristig ein weiteres Parkhaus entlang der B500 notwendig wird. Darüber hinaus müssen weitere Standorte für den ruhenden Verkehr in der Innenstadt entwickelt und realisiert werden. Die Parkplätze müssen mit einem attraktiven Shuttleverkehr angebunden werden.

  1. Tunnel zwischen Maximilian- und Rotenbachtalstraße

Staus im Innenstadtbereich führen zu einer hohen Lärm- und Schadstoffbelastung im Herzen unserer Stadt. Dem müssen wir entgegenwirken. Mit einem Tunnel zwischen Maximilian- und Rotenbachtalstraße greift die MIT eine alte Planung auf, die noch nicht realisiert wurde. Wir sind uns dessen bewusst, dass die Forderung nicht kurzfristig realisiert werden kann. Sie ist jedoch alternativlos, um das Wohngebiet rund um die Stephanienstraße und das umliegende Wohngebiet zu beruhigen. Grundsätzlich muss mehr getan werden, um aus dem derzeit angespannten innerstädtischen Verkehr spürbar Druck herauszunehmen. In dieser Osttangente sieht die MIT ein bislang fehlendes Puzzlestück.

  1. Tunnel zwischen SWR-Gelände und Waldseetangente

Einen weiteren Tunnel – auch hier orientiert sich die MIT an der Stadt- und Kurortentwicklung aus 1985 – sieht die MIT zwischen dem SWR-Gelände und der Waldseetangente. Auch vor dem Hintergrund des Neubaugebiets muss der Verkehr aus der Stadt gelenkt werden.

  1. Kreisverkehr Ebertplatz

Um die Durchlassgeschwindigkeit im Bereich des Ebertplatzes zu verbessern, setzt das MIT-Verkehrskonzept auf einen Kreisverkehr. Für Fahrradfahrer, Fußgänger und die zu erwartende große Anzahl an E-Scootern müssen dabei attraktive Lösungen geschaffen werden.

Mit ihrem Verkehrskonzept fordern die Vertreter des Mittelstandes in der Region, Dr. Anemone Bippes und Rolf Buttkus, eine Verkehrspolitik mit Weitsicht und ohne Scheuklappen und Denkverbote. „Eine kurstadtgerechte Verkehrslösung muss die zentralen kurörtlichen Einrichtungen von den Belästigungen durch Verkehrslärm und Abgasen so gut es irgend geht freihalten. Wir wollen anknüpfen an wegweisende Projekte, die in der Vergangenheit in Baden-Baden umgesetzt wurden. Es ist Zeit für neue Schritte. Wir erinnern an die Eröffnung der Fußgängerzone Lange Straße im Jahr 1978, an weitere Teilabschnitte, die später fertiggestellt wurden. Wir erinnern an die Schlossbergtangente, die 1981 realisiert wurde und an den Michaelstunnel. Nur wenn es uns gelingt, die Innenstadt von Baden-Baden attraktiv zu halten, wird Baden-Baden über eine Innenstadt verfügen, die auch künftig Magnet für Besucher aus aller Herren Länder und der Region gleichermaßen sein wird. In Zeiten der Digitalisierung laufen Städte Gefahr, dass der Handel stirbt. Stirbt der stationäre Handel, dann sterben ganze Städte“, sind sich Dr. Anemone Bippes und Rolf Buttkus sicher.

Was erwarten die Besucher unserer Stadt? Wie bewerten sie die Verkehrs- und Parksituation? Wie möchten sie beispielsweise über Events und Sehenswürdigkeiten informiert werden? Wie bewerten sie den Handelsstandort mit seinem Angebot? Welche Wünsche haben die Händler? Wie bewerten sie die Auswirkungen des Online-Handels und ihre Zukunftsperspektive? Welche Maßnahmen haben Händler bereits ergriffen? „Wir würden uns sehr wünschen, wenn im Blick auf diese und weitere Fragen regelmäßige Erhebungen durchgeführt werden. Nur so überlassen wir die Entwicklung unserer Stadt nicht dem Zufall“, so Dr. Anemone Bippes und Rolf Buttkus.

 

Strategischer Entwicklungsplan Baden-Baden

Das Verkehrskonzept der MIT soll auch ein Beitrag sein, der die anstehende Diskussion um den Strategischen Entwicklungsplan Baden-Baden 2030 bereichern soll. Schon im Entwicklungsplan 2020 wurden Strategieziele (Seite 45 und 46) herausgehoben:

„Ziel ist die Steuerung des Individualverkehrs in der Innenstadt und die „Emissionsarme Stadt“. Der Individualverkehr, einschließlich der Unterbringung des ruhenden Verkehrs, wird konsequenter gelenkt und organisiert. Die Innenstadt bleibt nicht nur als Wohnort für die Bürger /-innen, sondern auch für das kulturelle und kurörtliche Angebot, den Einzelhandel und die Dienstleistungen, erreichbar. …

Durch die Bündelung des Verkehrsaufkommens auf dem übergeordneten Straßennetz werden insbesondere schützenswerte Bereiche und Wohngebiete vom quartiersfremden Verkehr entlastet. Voraussetzung für eine Bündelung des Verkehrs ist es, die Leistungsfähigkeit dieser Streckenabschnitte zu erhöhen. Dabei sollen auch Maßnahmen zur Reduzierung der Lärm- und Luftbelastungen für die Anlieger der übergeordneten Straßen ergriffen werden. …

Die Lösung der Verkehrsprobleme in den Stadtteilen ist eine zentrale Aufgabe zur Sicherung der Wohn- und Lebensqualität für die Bevölkerung. Im Rahmen einer integrierten Betrachtung der Bereiche Luft, Lärm und Verkehr sind verkehrsrechtliche, verkehrslenkende sowie städtebauliche Alternativen auf ihre Umsetzung zu prüfen. Im Einzelfall wird auch über Neutrassierungen von Straßen nachgedacht.“

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) hat sich von diesen Strategiezielen leiten lassen.

Quellen:

  • www.ifhkoeln.de/vitale-innenstaedte/.
  • Stadt- und Kurortentwicklung Baden-Baden, Bilanz 1985. Kurzfassung des Grundlageberichts erstellt in Zusammenhang mit der Stadtverwaltung Baden-Baden und der Bäder- und Kurverwaltung Baden-Baden.
  • Strategischer Entwicklungsplan Baden-Baden 2020, Prinzipien, Strategieziele und Projekte.

 

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