Anteil Alleinerziehender in der Kurstadt Baden-Baden landesweit besonders hoch
BADEN-BADEN. In der Kurstadt Baden-Baden hat sich der Anteil Alleinerziehender auf einem sehr hohen Niveau eingependelt. Er zählt zu den höchsten in Baden-Württemberg. Jetzt hat das Statistische Bundesamt festgestellt, dass 2017 mehr als ein Viertel der alleinerziehenden Mütter arbeitslos war. Familiäre oder persönliche Gründe seien die am häufigsten genannten Hinderungsgründe dafür. 55 Prozent der nicht erwerbstätigen Mütter wären allerdings an einem Job interessiert, hieß es.
Es ist eine traurige Wahrheit, dass in Deutschland 1,7 Mio. Kinder unter 15 Jahren von Hartz IV leben. „Das sind beschämende Zahlen für eines der reichsten Industrienationen der Welt. Wir reden über fehlende Facharbeiter, über ein Zuwanderungsgesetz, das uns Zuzug gezielt ermöglicht. So wichtig dieses Zuwanderungsgesetz ist, so wichtig ist auch, dass wir die Rahmenbedingungen für Mütter verbessern. Mütter – ob alleinerziehend oder in einer Beziehung lebend – wollen arbeiten. Immerhin 29 Prozent der nicht erwerbstätigen Mütter, die in einer Beziehung leben, wünschen sich den Statistikern zufolge eine Arbeitsstelle. Der Anteil Alleinerziehender wird in Zukunft auch in Baden-Baden weiter steigen. Das Statistische Bundesamt macht deutlich, dass die Zahl der Familien mit nur einem Elternteil in den vergangenen 20 Jahren um rund 200 000 auf 1,5 Millionen Familien gestiegen ist. Rund jede fünfte Familie hat nur ein Elternteil.“
Alleinerziehende, so das Statistische Bundesamt, seien häufig von Armut bedroht. Sie stehen schlechter da als Menschen, die in anderen Familienformen leben. Das Armutsrisiko lag 2016 bei 33 Prozent im Gegensatz zu 16 Prozent beim Bevölkerungsdurchschnitt. Zudem hätten rund zwei Drittel der betreffenden Familien nicht die finanziellen Möglichkeiten, unerwartete Ausgaben von 1000 Euro zu bestreiten, so das Bundesamt. Diese Quote liege im bundesweiten Mittel bei 30 Prozent.
„Arbeit ist das beste Mittel gegen Armut. Eine alleinerziehende Mutter, die arbeiten will, braucht Unterstützung. Wir müssen die Frauen für den Arbeitsmarkt gewinnen. Das aber setzt eine verlässliche Betreuung unserer Kinder voraus. Und zwar nicht nur für die unter 3-Jährigen, sondern auch für die Grundschüler und die Schüler in weiterführenden Schulen. Bei der verlässlichen Ganztagsbetreuung stecken wir auch in Baden-Baden noch in den Kinderschuhen. Solange die Betreuung aber in der Ferienzeit nicht gesichert ist, solange werden wir die Situation insbesondere der Alleinerziehenden nicht verbessern“, meint Dr. Anemone Bippes.