Dr. Anemone Bippes: Mütter großes Potential für Arbeitsmarkt

„Bei der verlässlichen Ganztagsbetreuung stecken wir auch in Baden-Baden noch in den Kinderschuhen“

BADEN-BADEN / STUTTGART. In Baden-Baden leben überdurchschnittlich viele Alleinerziehende. Diese Bevölkerungsgruppe hat ein beinahe dreimal so hohes Armutsrisiko wie die Durchschnittsbevölkerung. Besonders häufig leben Alleinerziehende von staatlicher Unterstützung.
Aber auch in Familien mit Kindern stehen die Frauen in einem vergleichsweise geringen Umfang im Berufsleben.

Die Arbeitszeit ist zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt. Während Frauen in Teilzeit arbeiten, steigt die Arbeitszeit von Männern sogar an, wenn sie bis zu zwei Kindern haben. Das haben Forscher des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen herausgefunden. Kinderlose Männer arbeiten demnach 39,4 Stunden in der Woche, mit einem oder zwei Kindern steigt der Wert auf 40,1 beziehungsweise 40,3 Stunden. Bei Frauen geht die Arbeitszeit deutlich zurück: von 32,3 Stunden ohne Kinder auf 26,5 beziehungsweise 23 Stunden. Erst mit drei oder mehr Kindern sinkt die Wochenarbeitszeit der Väter – allerdings nur auf 39,3. Frauen arbeiten dann 20,8 Stunden in der Woche.

Ohne verlässliche Ganztagsbetreuung gewinnen wir Mütter nicht für den Arbeitsmarkt

„Diese und unzählige andere Studien machen deutlich, dass wir mehr tun müssen, damit die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Realität werden kann. Wir müssen die Frauen auch für den Arbeitsmarkt gewinnen. Das ist die logische und erste Konsequenz, die die Gesellschaft aus dem Fachkräftemangel ziehen muss. Das setzt aber eine verlässliche Betreuung unserer Kinder voraus. Nicht nur für die unter 3-jährigen, sondern auch für die Grundschüler und die Schüler in weiterführenden Schulen. Trotz aller Bemühungen und bemerkenswerter Erfolge der letzten Jahre. Bei der verlässlichen Ganztagsbetreuung stecken wir auch in Baden-Baden noch in den Kinderschuhen. Und solange es flächendeckend keine verlässliche Ganztagsbetreuung gibt, werden wir die Mütter für den Arbeitsmarkt nicht erschließen können. Von einer Betreuung bis 17:00 Uhr auch in den Ferien sind wir nicht nur in der Kurstadt weit entfernt. Was hat eine arbeitstätig Mutter von einem der vielen Ferienangebote, die nach ein paar Stunden schon vorbei sind? Hier brauchen wir endlich bessere und mehr längerfristige Angebote. Auch könnten wir in Baden-Baden längst mehr funktionierende Ganztagsschulen haben. Allerdings: So wie es richtig ist, dass wir endlich eine verlässliche Ganztagsbetreuung für unsere Kinder realisieren, so wichtig ist es auch, dass wir die Menschen einbinden und auf diesen Weg mitnehmen“, meint Dr. Anemone Bippes, Vorsitzende Mittelstandsvereinigung Baden-Baden / Rastatt.

 

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