PISA Studie: Rund ein Drittel der Schüler hat Migrationshintergrund – Bildungspolitik in Deutschland muss darauf reagieren
BADEN-BADEN. Es ist ein deutschlandweites Problem, das unser Bildungssystem vor große Herausforderungen stellt. Rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler im Land haben einen Migrationshintergrund. „Wer sich eine Sonderauswertung der OECD Studie PISA genau anschaut, der wird feststellen, dass Zuwandererkinder drohen abgehängt zu werden. Sie sind mit ihrem Schulleben unzufrieden, haben oft das Gefühl, nicht dazuzugehören.
Es klafft eine große Lücke zwischen den schulischen Leistungen von Kindern mit deutschen Eltern und Migrantenkindern. Deutschland kann sich diese Entwicklung nicht leisten. Wir müssen alles dafür tun, um jedes einzelne Kind entsprechend seiner Begabungen zu fördern. Wer ganze Bevölkerungsgruppen fallen lässt, der macht sich verantwortlich für künftige gesellschaftliche Probleme ungeahnten Ausmaßes“, so Dr. Anemone Bippes. Rund ein Drittel der Schüler hat in Deutschland einen Migrationshintergrund. Zwischen ihnen und Kindern deutscher Eltern klafft im Blick auf die schulischen Leistungen eine Lücke, die weitaus größer ist als in anderen reichen Ländern.
Die Ergebnisse der PISA Studie sind für Deutschland alarmierend
Die PISA Studie, mit der regelmäßig die akademischen Fähigkeiten von 15-Jährigen abgefragt werden, kommt zu dem Ergebnis, dass Schüler mit Migrationshintergrund in Deutschland in den drei PISA Kategorien Lesen, Rechnen und naturwissenschaftliches Grundverständnis besonders schlecht abschneiden. „Das Ergebnis ist umso gravierender, weil der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund stetig ansteigt und schon heute nahezu einem Drittel der Schülerinnen und Schüler insgesamt ausmacht. Ein Blick in die Schweiz – dort haben über 50 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund. Dass es diese Kinder und Jugendliche an unseren Schulen ausweislich der OECD-Studie so schwer haben, ist kein Zustand, mit dem wir uns abfinden dürfen. Die Herkunft darf für den Schulerfolg keine Rolle spielen“, fordert Dr. Anemone Bippes. Auf keinen Fall jedoch dürfe das Leistungsniveau immer weiter nach unten gedreht werden.
Migrantenkinder müssen mehr in den Focus der Bildungspolitik
Besonders gravierend seien Schwierigkeiten mit der Sprache. Wenn fast 80 Prozent der Migranten erster Generation zu Hause kein Deutsch sprechen, sind Probleme vorprogrammiert. „Welche Sprache zu Hause gesprochen wird hat entscheidende Auswirkungen auf den Schulerfolg der Kinder. Sprache ist zudem der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration“, meint Dr. Anemone Bippes. Sprechen Kinder mit Migrationshintergrund in der Familie Deutsch, schrumpft der Unterschied ausweislich der Studie zu einheimischen Schülerinnen und Schülern auf weniger als die Hälfte der ursprünglichen Größe. „Wir müssen die Defizite der Kinder egal welcher Herkunft gezielt angehen. Kein Kind darf unglücklich an unseren Schulen sein. Schon mit dem Chancenspiegel 2017 wurde deutlich, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund doppelt so häufig die Schule abbrechen als ihre deutschen Mitschüler. Wir brauchen dringend zusätzliche Sprachkurse, Mathe-Förderunterricht, Aktivitäten außerhalb der Schulzeit und Hausaufgabenbetreuung. Unbedingt müssen die Eltern eingebunden werden. Natürlich müssen dafür Kapazitäten geschaffen werden. Es ist Aufgabe des Landes, die Voraussetzungen dafür zu schaffen“, so Dr. Anemone Bippes.
Dr. Anemone Bippes: Aufgabe des Landes, für Chancengleichheit an Schulen zu sorgen
Besonderes Angebot in Baden-Baden: Die Baden-Badener Lernunterstützung (BaBaLu) ist keine Selbstverständlichkeit – ein großartiges, leistungsfähiges Angebot, das sicher nur wenige Kommunen im Land anbieten können. Seit 2011 steht den Schulen unter städtischer Trägerschaft das Förderprogramm zur Verfügung. Ziel ist eine „Förderung lernschwacher und benachteiligter Baden-Badener Schüler, wobei die fachliche Unterstützung in den Kernfächern im Vordergrund steht“. Auch werden Kurse angeboten, in denen soziale und methodische Kompetenzen vermittelt werden. „Ich würde mir sehr wünschen, wenn Bildungspolitik von Bund und Land hier ansetzen würde. Vor allem das Bundesland Baden-Württemberg muss seiner Zuständigkeit gerecht werden. Wer in die Bildung und die Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen investiert, investiert in die Zukunft unseres Landes“, so Dr. Anemone Bippes.